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„Paris hat sich im Wettlauf um die KI einen Spitzenplatz erobert“

 „Paris hat sich im Wettlauf um die KI einen Spitzenplatz erobert“ - © Artificial-Intelligence_AdobeStock_289023522_AI_72-dpi

Anfang des Jahres eröffnete Google inmitten des „Silicon Saint Lazare“ einen der KI gewidmeten Hub. Vincent Simonet, der Direktor von Google Engineering in Frankreich, erklärt, wie dieses Forschungszentrum zur Entwicklung des regionalen Ökosystems beitragen wird.


Warum haben Sie Paris für die Eröffnung des Hubs gewählt?

Frankreich und natürlich die Region Île-de-France besitzen ein erstklassiges Ökosystem und sind daher wichtige KI-Player. Sie verfügen über beträchtliche Vorteile aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung, insbesondere in Mathematik, Informatik, aber auch in anderen wirtschaftsrelevanten Fachbereichen. Dazu gehören das CNRS, das INRIA, das Collège de France und Universitäten wie Paris-Saclay, die École normale Supérieure (ENS), die École polytechnique und viele andere mehr! In Paris und insbesondere im zentralen und gut zugänglichen Viertel Saint-Lazare, das jetzt als „Silicon Saint-Lazare“ bezeichnet wird, wird der Hub Talente anziehen und die Zusammenarbeit mit diesen Institutionen ermöglichen, um die Grundlagen- und angewandte Forschung im Bereich der KI zu fördern.

Welche Mittel stehen ihm zur Verfügung?

Der KI-Hub von Google besteht heute aus 300 Mitarbeitern, Forschern aus den Teams von Google DeepMind und Google Research sowie aus Ingenieuren, die Flaggschiffprodukte wie Chrome oder YouTube entwickeln. Aber wir haben schon seit 2011 Forschungs- und Entwicklungsteams in Paris, die seitdem ständig gewachsen sind. Die Eröffnung dieses Hubs ist eine große Chance, diese Arbeit zu beschleunigen und zur Entwicklung des weltweit anerkannten französischen KI-Ökosystems beizutragen.

Mit welchen Themen befassen sich Ihre Forschungsarbeiten?

Mit einem sehr breiten Feld von Anwendungen... Unsere in Paris ansässigen Google DeepMind-Forschungsteams haben zum Beispiel untersucht, wie man mithilfe von KI das Design von KI-spezifischen TPU-Chips optimieren kann. Dank ihrer Forschungsarbeit und des Einsatzes von „Deep Learning“-Methoden können unsere Teams Chipdesigns in erheblich kürzerer Zeit generieren. Diese Ergebnisse wurden der Forschungsgemeinschaft über einen in „Nature“ veröffentlichten Artikel zur Verfügung gestellt, während der Code als Open-Source zugänglich gemacht wurde.

Welchen Beitrag möchten Sie zum regionalen KI-Ökosystem leisten?

Wir wollen diesen Ort für das Ökosystem öffnen. Im Hub sollen Treffen, Master Classes ─ für KI-Studenten, Forscher, NGOs und Start-ups ─ organisiert werden. Bei Google sind wir davon überzeugt, dass KI ein kollektives Thema sein muss.

Welche Arten von Partnerschaften streben Sie an?

Google unterstützt über die CNRS-Stiftung KI-Forschungsprojekte im CNRS. Diese Arbeiten zu Themen wie Sicherheit oder Umwelt können von Forschern des Hubs Ratschläge und Mentoring erhalten. Auch einige französische Forscher nutzen Google-Technologien, um ihre Projekte voranzutreiben. Eric Cascales, Forscher im CNRS, hat zum Beispiel herausgefunden, wie Bakterien einen bestimmten Proteinkomplex nutzen, um ein Toxin abzugeben, das andere Zellen abtötet. Er konnte AlphaFold verwenden, ein frei zugängliches KI-System, das von Google DeepMind entwickelt wurde, um Proteinstrukturen vorherzusagen. Ein besseres Verständnis in diesem Bereich kann zu großen Fortschritten im Gesundheitsbereich beitragen, z. B. bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, der Krebsbehandlung oder der Entwicklung von Impfstoffen!

Hat der Hub auch die Aufgabe, Fachkräfte aus der Region auszubilden?

Bildung ist ein wesentlicher Aspekt jeder technologischen Revolution und gewinnt mit der KI an Bedeutung. Denn über die Technologie hinaus muss die Nutzung unterstützt werden, damit die KI allen Beteiligten Vorteile bringt. Der Hub wird Fachkräften, insbesondere aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, Schulungen zur Nutzung von KI-Tools und zur Integration dieser Tools in ihr Unternehmen anbieten. Dieses Bestreben knüpft an das Programm „Google Ateliers Numériques“ an, das vor zehn Jahren in Frankreich gestartet wurde, um bis Ende 2025 100.000 Fachkräfte in KI-Tools auszubilden. Wir haben bereits mehr als 10.000 Fachkräfte in KI geschult.

Würden Sie sagen, dass Paris im Wettlauf um KI mittlerweile eine führende Rolle spielt?

Zweifellos! Es gibt einen echten politischen Willen, Frankreich als europäischen Marktführer für KI zu positionieren, sowohl auf nationaler Ebene (mit der Einrichtung des Strategieausschusses für generative KI) als auch auf regionaler Ebene. Bei der Einweihung des Hubs erklärte Valérie Pécresse, Präsidentin des Regionalrats der Île-de-France: „Seit 20 Jahren trägt die Präsenz von Google in der Region Paris zur Vitalität und zum Reichtum dieses Ökosystems bei“, und bekräftigte ihre Unterstützung für die „Begleitung und Entwicklung der künstlichen Intelligenz auf unserem Gebiet (...), damit die Île-de-France Europas führender KI-Hub bleibt“. Der Hub wird dazu beitragen, den Austausch zwischen den einzelnen Playern der Region zu fördern und Talente anzuziehen. Die Forschung in diesem Bereich schreitet jedoch so schnell voran, dass nichts auf Dauer garantiert ist. Alles muss dauerhaft gesichert werden, und wir hoffen, dass der Hub zu den Fortschritten des französischen KI-Ökosystems beiträgt...

 

 

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